Gastbeitrag von: Valeska Staubus
Wenn es um das Thema Computer und Internet geht, leben Schüler und Lehrer meist in unterschiedlichen Welten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Lehrer absolute „Technikmuffel“ sind. Eine Studie des Bundesverbandes für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. aus dem Jahre 2011 hat ergeben, dass mehr als 3/4 der befragten Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht mit Hilfe des Internets vorbereiten. Allein 10% gaben an digitalen Medien gegenüber eher skeptisch eingestellt zu sein und nur eine kleine Menge von 5% gab zu, überhaupt nichts mit elektronischen Medien anfangen zu können. Während Smartphones bereits bei 42% der Lehrer vorhanden sind, gehört der Tablet-PC jedoch noch zum absoluten Novum in der Lehrertasche und ist bei nur ca. 6% Bestandteil des täglichen Rüstzeugs.
(Quelle: http://www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Publikation_Schule_2.0.pdf).
Dementsprechend verwundert, aber auch teilweise neugierig, haben mich meine Kollegen angeschaut, als ich vor ca. 8 1/2 Jahren mein iPad das erste Mal aus der Tasche zog. Ursprünglich war dies natürlich nicht für die Verwendung im Unterricht gedacht, aber mittlerweile ist es aus meinem Lehreralltag nicht mehr wegzudenken.
Die Suche nach den Apps
Hat man das iPad (in meinem Fall eines der 1. Generation) erst einmal in der Hand, geht die Suche los. Welche Apps machen für mich Sinn? Wo lohnt sich der Kauf?
1. Teachertool – das digitale Notenbuch mit vielen Zusatzfeatures
Die von mir am häufigsten genutzte und mit 24,99 Euro auch teuerste App auf meinem iPad ist Teachertool.
Die App bietet neben Notenverwaltung, Fehlzeitenkontrolle und Kursbuch auch die Möglichkeit eine Art Schülerakte zu führen, in der Bemerkungen zu einzelnen Schülern oder dem ganzen Kurs eingegeben und jederzeit abgerufen werden können. Diese sind vor allem für Elterngespräche, Verhaltens- und Mitarbeitsnoten, sowie Klassenkonferenzen von Vorteil.
Eine Funktion, die meine Schüler sehr schätzen, ist die einfache Notenverwaltung. Durch das angeben von Wertigkeiten, rechnet das Programm automatisch den aktuellen Notenstand aus, den ich so meinen Schülerinnen und Schülern jederzeit nennen kann, ohne vorher herumrechnen zu müssen. Auch die beliebte Frage: „Was muss ich in der nächsten Arbeit schreiben, um Note „xyz“ auf dem Zeugnis zu bekommen?“, lässt sich innerhalb von Sekunden beantworten.
Auf Wunsch erinnert die App mich daran Entschuldigungen oder nicht gemachte Hausaufgaben einzufordern oder Kopien an in der letzten Stunde abwesende Schüler auszuteilen. Mit Hilfe des Kursbuches und der dort vorhandenen Eingabefelder für Stundeninhalt und dazugehörige Hausaufgaben, fällt es leicht den Bezug zur jeweiligen Stunde herzustellen und somit den Überblick zu behalten.
Eine Mac-Version der App gibt es leider nicht, jedoch besteht die Möglichkeit die Daten zu exportieren und mit Hilfe von Office oder Open Office auszudrucken.
2. Im Kampf gegen die Zettelwirtschaft
Eine weitere nützliche App auf dem Weg zur papierlosen Lehrertasche, ist meiner Meinung nach Evernote.
Viele User werden dieses Programm bereits als Notiz-Verwaltung kennen. Ich nutze es hauptsächlich zur Unterrichtsvorbereitung und Übermittlung von Informationen, die man als Lehrer oft in Papierform ins Fach gelegt bekommt und welche, wenn nicht sofort abgeheftet auf Nimmerwiedersehen irgendwo in den tiefen der Tasche oder zwischen anderen Zetteln verschwinden.
Mit Hilfe meines iPhones (Besitzer des iPad2 können natürlich die dort integrierte Kamera nutzen) fotografiere ich besagte Blätter ab und speichere sie in Evernote. Von dort aus, kann ich sie dann später auf dem heimischen Computer oder dem iPad wieder aufrufen und nach Bedarf downloaden und an anderen Orten (z.B. in iBooks) abspeichern. Natürlich eignet sich für diese Zwecke auch DropBox.
Der Vorteil bei Evernote liegt für mich darin, dass ich das Foto gleich mit einer Notiz oder einem ergänzenden Kommentar versehen kann.
Darüber hinaus nutze ich diese App wie bereits oben erwähnt zur Unterrichtsvorbereitung. Während ich Arbeitsblätter oder andere Materialien am Computer erstelle, habe ich in Evernote bereits eine Notiz mit meinem aktuellen Stundenplan für den kommenden Tag angelegt. Dort trage ich zu jeder Stunde ein, was ich vor habe, welche Kopien ich machen und was ich eventuell in der Schule vorbereiten muss. Auch hier kommt mir die WLAN-Synrchonisation wieder zu Gute, denn am nächsten Morgen kann ich meine Notizen bei Bedarf auf dem iPad oder iPhone wieder aufrufen und erspare mir so lästige kleine Post-Its.
Zur Nicht-Unterrichtsbezogenen Aufgabenverwaltung nutze ich die App Wunderlist, da auch diese mit Hilfe von MacBook-, iPad- und iPhone-Version eine Synchronisation auf alle drei Geräte ermöglicht.
3. Weitere kleine Apps, die den Alltag erleichtern
Neben den von mir oben genannten Apps, die ich tatsächlich täglich benutze, gibt es noch ein paar Kleinere, welche ich hier nicht unerwähnt lassen möchte:
TeachersPick (nicht mehr im AppStore):
Ein Programm, mit dem man nach dem Zufallsprinzip einen Schüler/eine Schülerin aus der Klasse/dem Kurs auswählen lassen kann. Eignet sich besonders für Aufgaben, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen, aber auch für das Gegenteil (z.B. Abfragen). Gegenüber der alt bewährten Technik des Rausfischens eines Schülers aus der Klassenliste, lässt sich bei TeachersPick einstellen, welche Schüler nicht in die Auswahl mit hineingenommen werden sollen.
Ein einfacher Ferienkalender, der nach Bundesland die aktuellen Ferien darstellt.
Eine App zum Lesen von eBooks im epub- oder pdf.- Format. Eignet sich jedoch auch hervorragenden dazu Lehrpläne, Bildungsstandards Arbeitsblätter oder andere Dokumente (letztere müssen dann im pdf-Format gespeichert werden) auf dem iPad jederzeit griffbereit zu haben.
Eine der vielen Stundenplan-Apps, welche nachdem ich einige vorher ausprobiert habe, die für mich übersichtlichste und benutzerfreundlichste darstellt.
Timeli (nicht mehr in AppStore):
Eine Projektverwaltungsapp, welche ich zur Planung von Unterrichtseinheiten nutzte. Die App visualisierte mit Hilfe eines Balkens den geplanten Zeitraum. Durch die zusätzliche Eingabe von Ferienzeiten und Feiertagen ist so ein Überblick über die zeitliche Planung, sowie Engpässe der Verteilung von Themen übers Schuljahr möglich.
Eine App mit Klangschalengeräuschen. Auch wenn die Lautsprecher des iPads nicht besonders viel hergeben, ist dieser Klang doch sehr durchdringend und schont meine Stimme in unruhigen Arbeitsphasen.
4. Das iPad als Medium im Unterricht
Mit Hilfe eines VGA-Adapters lässt sich das iPad an einen Beamer anschließen. Leider erlaubt Apple nur die Projektion des Foto-Ordners und einiger weniger Apps. Ein Grund für mich das iPad einem Jailbreak (aufspielen einer modifizierten Version des Betriebssystems) zu unterziehen. Dadurch ist es mir möglich den gesamten Bildschirminhalt meines iPads (egal, welche App ich gerade verwende) über den Beamer an die Wand zu projizieren und mir somit Apps aus der Kategorie Bildung zu nutze zu machen. Welche das im einzelnen sind, hängt natürlich vom Fach ab.
Fächerübergreifend lassen sich beispielsweise Texte und Bilder über iBooks, Keynote und Pages anzeigen (und sogar einzelne Tafelbilder zusammen mit den Schülern erstellen). Ebenso können Karteikarten/Flashcards zum Abschluss einer Einheit verwendet werden, um ein Quiz zu simulieren.
Eine App, die seit dem Jailbreak in vielen Fächern bei mir Verwendung gefunden hat, ist MXTube. Dieses Programm ermöglicht es, mit Hilfe weniger Fingertabs, YouTube-Videos zu downloaden, welche in allen Phasen einer Unterrichtsstunde eingesetzt werden können und meist einen hohen Motivationscharakter haben. Perfekt, um YouTube-Videos in gewünschter Qualität abzuspielen und zu speichern. Eine echte Cydiaperle vom Entwickler Max Weisel.
5.Taugt das iPad als Alleinmedium zur Unterrichtsvorbereitung?
Ich würde diese Frage ganz klar mit „nein“ beantworten, da es selbst mit Hilfe einer Bluetooth-Tastatur schwierig ist Arbeitsblätter auf dem iPad zu erstellen. Das ständige hin- und her switchen zwischen Internetbrowser und Safari kostet unnötig Zeit und auch das Einfügen von Textbausteinen und Abbildungen, sowie das formatieren von Texten ist nicht so einfach zu bewerkstelligen wie am MacBook oder PC. Zudem ist das Drucken von Dokumenten direkt vom iPad nur über spezielle Drucker, welche AirPrint unterstützen möglich, oder man muss sich die Datei umständlich per E-Mail selbst zuschicken oder das iPad an den Rechner anschließen und von dort aus über iTunes auf die Festplatte kopieren. Freue mich auf die neuen iPads in 2020, da ich aktuell noch ein iPad Air 2 nutze.
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Tolle Apps, die die Lehrerin verwendet – wenn es App-Reviews von den einzelnen Apps hier noch gäbe, wäre das perfekt. TimeTable HD fände ich spannend. Ansonsten toller Bericht.
Netter Bericht… vielleicht fehlen noch Newsreader und 1Password in der Liste. Die erleichtern den Alltag als Lehrer doch auch!
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