Die Konkurrenz in der Cloud
Nach dem ersten Teil unseres Monatsspezials möchten wir nun einen Schritt weiter gehen. Angesichts der immer weiteren Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs ist es kaum überraschend, dass sich Cloud-Computing vom Antriebsmotor für innovative Start-Ups zum massiven Geschäftsmodell entwickelt hat. Mit den neuen Angeboten von Konzernriesen wie Google, Amazon und Microsoft wird der Wettbewerb immer intensiver und die Lage besonders für kleinere Unternehmen immer schwieriger. Apples in den Startlöchern stehende iCloud sieht sich also zahlreichen Konkurrenten gegenüber. Die wesentlichste Konkurrenz sind dabei sicher die oben genannten Dienste, aber auch kleinere Anbieter können bisher noch ein ordentliches Angebot vorweisen.
Besitzer eines iPad, die Wert auf Datensynchronität legen, haben also durchaus eine große Auswahl. Wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Services liegen, müssen die verschiedenen Dienste nun in folgendem Vergleich unter Beweis stellen. In den Ring steigen DropBox, Amazons Cloud Drive, Host Europe, Wuala, Microsofts Skydrive und natürlich iCloud.
- DropBox
DropBox ist einer der Pioniere im Berreich der Cloud-Services und bietet seinen Dienst schon seit 2007 erfolgreich an. 2GB können derzeit kostenlos genutzt werden. Für 100GB sind 19,99 Us-Dollar im Monat zu bezahlen.DropBox bietet plattformübergreifende Synchronisation. Auf einer Vielzahl von Systemen, darunter auch iOS, kann ein DropBox-Ordner erstellt werden, dessen Inhalt auf allen Geräten, die einem Account zugeordnet sind, abgeglichen wird. Eine native DropBox-App für iPhone und iPad ist im App Store erhältlich. DropBox mag unspektakulär sein, macht seinen Job aber auf allen Plattformen gut und unkompliziert.
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- Amazon Cloud Drive
Amazon stellt mit dem Cloud Drive 5GB frei zur Verfügung, wobei bei Amazon gekaufte MP3s keinen Speicherplatz verbrauchen. Erweiterbar ist das Volumen auf einen TB mit einem US-Dollar pro GB und Jahr. Cloud Drive ist in Deutschland bereits nutzbar, ebenso der Cloud Player, der es dem Nutzer erlaubt seine Musik direkt zu streamen. Eine für viele Nutzer essentielle Funktion für Online-Spreicher fehlt dem Cloud Drive allerdings bisher – die Datensynchronisation.Da Amazon einen solchen Service natürlich nicht ohne Geschäftstrategie startet, ist auch der Amazon MP3 Store integriert. Hier wird auch der Grund für die fehlende iOS-App zu suchen sein. Schon beim Kindle Cloud Reader ging Amazon den Weg über eine Web App, um Provisionszahlungen an Apple zu vermeiden. Eine native iPad App scheint daher nicht in Sicht und iPad- und iPhone-Nutzer werden sich mit Amazons Browser App begnügen müssen.
- Host Europe
Eine auch im professionellen Kontext interessante Cloud-Lösung bietet das in Deutschland ansässige Host Europe. Aufgrund ihrer Aktivitäten im Bereich des professionellen Webhosting und anderen Internet-Services legt Host Europe besonderen Wert auf ausfallsichere Infrastruktur und Sicherheitsmechanismen. Der Cloud Storage von Host Europe wird nicht wie bei den anderen Anbietern in Paketen abgerechnet, sondern auf Basis des tatsächlich genutzten Speicherplatzes, der sich bei Inanspruchnahme automatisch erweitert. Dabei werden 0,15 € pro GB und Monat veranschlagt. Zusätzlich wird jedoch anders als bei anderen Anbietern auch für ein- uns ausgehenden Traffic eine Gebühr von 0,10 € pro GB und Monat verlangt. Eine Mindestabnahme bezüglich GB gibt es für den Dienst nicht, sodass auch Privatanwender mit geringen Datenmengen den Service nutzen können.Wer den Cloud-Storage auf iOS nutzen möchte muss ein S3-fähigen Client installieren. Eine Möglichkeit hierfür ist Cumulus. - Wuala
Lacies Wolkendienst Wuala fokussiert seit seiner Entwicklung an der ETH Zürich weniger Speichermengen und Zusatzfunktionen als vielmehr ein ausgeklügeltes Sicherheits- und Verschlüsselungskonzept. Die Verschüsselung der Dateien geschieht nicht etwa auf einem zentralen Server, sondern auf dem Gerät des Anwenders. Das Passwort verlässt das eigene Gerät nicht. Zudem bietet Wuala die Möglichkeit, durch Bereitstellung von eigenem Speicher zusätzlichen Online-Speicher zu erhalten. Dabei verpflichtet man sich aber eine bestimmte Mindestzeit pro Tag mit seinem Gerät online zu sein, um eine gewisse Verfügbarkeit zu gewährleisten.Wuala bietet 1GB Speicherplatz kostenlos an. Der Zukauf von 100GB Speicherplatz kostet 99€, geringeres Volumen ist in Relation teurer, höheres billiger.Wuala ist neben den gängigen Betriebssystemen Mac OS, Windows und Linux auch für iPhone und iPad als native App erhältlich.
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- MS Skydrive
Microsofts Cloud-Service ist das Schwergewicht im Kampf um den Thron des besten Online-Speicherdienstes. Skydrive wartet mit 25GB freiem Speicher auf und hinterlässt dadurch einen gewaltigen ersten Eindruck. Alle anderen Angebote wirken neben Skydrive zunächst nur wie Fliegengewichte. Allerdings macht Microsoft auch nach den letzten Upgrades noch den Fehler seinen Schützling mit unausgereifter Technik in den Ring zu schicken. Die wahrscheinlich gravierendste Schwachstelle von Skydrive ist, dass Dateien nur einzeln hochgeladen werden können. Was das für die Verwaltung von MP3s oder Fotos bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Hinzu kommt, dass innerhalb des Services nicht zwischen den Ordern kopiert werden kann und dass die Dateigröße für Uploads auf 100MB beschränkt ist. Auch die systemübergreifende Dateisynchronisation funktioniert bisher nur auf Windows und Mac OS. Skydrive macht deutlich, dass mit brutaler Gewalt allein die Konkurrenz nicht zu schlagen ist. Da hilft auch eine abgespeckte Office-Version für die Plattform nicht.
- iCloud
Aber wie schlägt sich nun iCloud im Vergleich zu den anderen Kontrahenten? Der baldige Nachfolger von Apples MobileMe wird im Vergleich zu diesem ebenfalls ein kostenloses Angebot umfassen. 5GB werden kostenfrei bereitgestellt. Beim Zukauf ist die iCloud allerdings mit 80€ für ein Speichervolumen von 50GB im Vergleich zur Konkurrenz relativ teuer. Für einen zusätzlichen jährlichen Beitrag kann zudem auch abseits der Apple-Stores erworbene Musik in die iTunes-Bibliothek aufgenommen werden. Entsprechende Dateien müssen zudem nicht mehr extra hochgeladen werden. Es wird einfach eine 256kBit/s AAC Version von Apple anstelle der eigenen Musikdatei freigegeben, sodass in den meisten Fällen auch eine bessere Tonqualität genutzt werden kann. iCloud soll es natürlich ermöglichen seine Daten auf allen Apple-Geräten synchron zu halten. Zusätzlich soll ein Client für Windows bereitgestellt werden.
Wer jetzt noch einmal wissen möchte, was genau Cloud-Computing bedeutet, schaut sich das Video vom Kanal der Wirtschaftspolitik auf YouTube an