Quelle: Toptarif
Im mobilen Zeitalter voller Smartphones und Tablets ist es mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich, dass selbst kleine Kinder ein Handy besitzen und damit kommunizieren und spielen. An sich ist diese Entwicklung auch nicht negativ zu bewerten, sofern die Nutzung durch Erwachsene überwacht und eingeschränkt wird. Ganz im Gegenteil, die mobile Welt bietet Kindern sogar einen Zugewinn, beispielsweise durch die immer beliebter werdenden Lernapps für Kinder. Welche positiven Effekte die speziell auf Kinder ausgerichteten Apps besitzen und warum der Spaßfaktor dabei stets im Vordergrund stehen sollte, erläutert uns der Medienpädagoge Tobias Albers-Heinemann von medienpaedagogik-praxis.de im nachfolgenden Interview.
Immer mehr Kinder besitzen ein Smartphone – gibt es einen Trend in Richtung Kinderapps?
Ja, auf jeden Fall. Es ist zu beobachten, dass App-Angebote für Kinder in den letzten Jahren stark zugenommen haben, was natürlich damit zusammenhängt, dass generell mobile Endgeräte immer beliebter und auch normaler werden. Da Tablets und Smartphones bereits in vielen Haushalten vorhanden sind, muss auch keine neue Hardware gekauft werden, um den Kindern erste Erfahrungen zu bieten.
Welche sind die Vorteile von mobilen Spielen für Kinder im Vergleich zu Konsolen- oder Computerspielen?
Bezieht man den Vergleich nun auf die Altersgruppe „Schulkinder“ und das reine Spielen, gibt es eigentlich kaum Unterschiede. Mittlerweile gibt es gerade für Spielkonsolen auch entsprechendes Zubehör, welches sowohl Interaktivität und Bewegung bietet als auch motorische Fähigkeiten in Anspruch nimmt. Daher besteht der wohl größte Unterschied in der Kompaktheit der Endgeräte und im Preis der Apps. Lernspiele, interaktive Lesebücher, Hörbücher, Gelegenheitsspiele zum Zeitvertreib – das alles hat auf einem Tablet oder Smartphone Platz und spart beispielsweise im Urlaub eine Menge Raum. Sofern ein Smartphone oder ein Tablet also in der Familie vorhanden ist, bestehen hier wesentlich flexiblere und vor allem preiswertere Möglichkeiten.
Was zeichnet eine empfehlenswerte Lernspiel-App aus?
Wichtig bei einer Lernspiel-App ist der Fokus auf die Altersgruppe, der Grad der Interaktivität, das Zusammenspiel multimedialer Inhalte und vor allem Eines: Der Spaßfaktor, denn Lernen – und das ist leider vielen Menschen nicht mehr bewusst – geht viel besser, wenn man Spaß daran hat. Hier können Eltern aber auch gerne ihrem Bauchgefühl vertrauen. Hat ein Kind an einer App keinen Spaß, sind alle genervt von der schrillen Musik und den bunten Farben oder sind die Anweisungen unverständlich oder in einer zu kindlichen Teletubbie-Sprache, spricht eigentlich nicht viel für das Angebot. Wichtig ist jedenfalls, dass es zeitnahe und positive Rückmeldungen gibt und Spielstände abgespeichert werden können, denn es macht keinen Spaß, wenn man jedes Mal von vorne anfangen muss.
Worauf sollten Eltern besonders achten?
Wie bereits oben erwähnt, ist der Spiel- und Spaßfaktor sehr wichtig bei Apps, Lernprozesse treten dann von alleine in Kraft. Eltern sollten vermeiden, mobile Anwendungen bei Vorschulkindern ganz gezielt im Sinne der frühkindlichen Förderung einzusetzen. In der heutigen Gesellschaft besteht leider bei vielen Eltern das Gefühl, ihr Kind frühestmöglich in allen Bereichen fördern zu müssen. Musikalische Frühförderung, Fremdsprachen, Turnen, Schwimmen, Reiten, etc. Manchmal besteht schon ein schlechtes Gefühl, wenn das eigene Kind zur Einschulung noch nicht lesen, schreiben und rechnen kann. Durch einen übersteigerten Lerndruck kann es dann eher passieren, dass wir unsere Kinder überfordern und ihnen die Freude am Lernen nehmen. Bei Lern-Apps sollten also im Vorschul- und Grundschulalter immer das Spiel und der Spaß daran im Vordergrund stehen.
Kann ein Smartphone meinem Kind schaden?
Definitiv: NEIN, ein Smartphone oder generell ein Medium kann nicht schaden, höchstens die Art und der Umfang der Nutzung kann unerwünschte Folgen haben. Und hier ist es eben Aufgabe der Eltern, für einen klaren Rahmen zu sorgen, beispielsweise, in dem sie Zeiten festlegen, die Apps aussuchen, Jugendschutzfunktionen aktivieren und neue Apps gemeinsam mit ihren Kindern erforschen. Viele Erwachsene haben die Befürchtung, dass durch eine zu frühe Smartphone- und Tablet-Nutzung das kommunikative Verhalten und die Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst werden. Das ist so nicht richtig, denn viel wichtiger als das erste Nutzungsalter ist, wie Eltern und andere Bezugspersonen des Kindes mit dem Medium umgehen. Kinder orientieren sich in ihrer Entwicklung sehr intensiv an ihren Eltern. Steht bei einem Elternteil beispielsweise das Smartphone sehr stark im Vordergrund, wird es auch beim Essen benutzt und hat Vorrang zu den persönlichen Gesprächen in der Familie, werden sich die Kinder auch daran orientieren und entsprechende Verhaltensmuster übernehmen.
Können Sie unseren Leserinnen und Lesern eine ihrer Lieblings-Apps empfehlen?
Eine meiner Lieblings-Apps für den Grundschulbereich ist „Lernerfolg Grundschule“. In kurzen spielerischen Einheiten kann sich hier mein siebenjähriger Sohn mit grundschulnahen Themen aus den Bereichen Deutsch, Mathe und Englisch auseinandersetzen. Diese App ist auch ein wunderbares Beispiel für die bereits erwähnte Förderung und Überforderung. Lernerfolg Grundschule bietet verschiedene Schwierigkeitsstufen, die an die Klassen 1-4 angepasst sind. Für mich ist wichtig, dass mein Sohn hier sein eigenes Spieltempo (und somit auch Lerntempo) hat und nicht von uns unter Druck gesetzt wird, „altersgerechte“ Etappen doch jetzt mal endlich zu schaffen, nur weil andere Kinder das bereits geschafft haben. Er kann hier Wörterzuordnung, Rechenspiele machen und englische Begriffe übersetzen, alles sehr spielerisch und in seinem eigenen Tempo. Wie gesagt, der Spielspaß steht im Vordergrund, wenn er dabei etwas lernt: Prima!
Empfohlene App
Eine App für alle Klassenstufen. Mit knapp 200MB in der Version 1.2 stellt Tivolo Publishing GmbH seine Bildungs-App im Apple AppStore zur Verfügung. Es lohnt sich bei uns im Portal die Kategorie Eltern & Kind sowie den Mildenberger Verlag zu durchforsten.
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