Gastbeitrag: Niklas Kirschbacher
Wie modern muss ein Arzt heutzutage sein? Als sich das neue iPad 2 dieses Jahr unter meinem Weihnachtsbaum befand stellte sich mir diese Frage unweigerlich. Kaum einen Anzugträger sieht man heutzutage noch, der nicht bei jeder Gelegenheit geschäftig sein iPad auspackt, um unterwegs auf sein virtuelles Büro zuzugreifen. Doch was kann der mobile Helfer in einer Arztpraxis leisten? Ganz ehrlich – unterwegs bin ich nicht sonderlich viel bei der Arbeit. Die Hausbesuche die ich noch absolviere, kann ich im Monat an einer Hand abzählen. Wo also liegen die Einsatzmöglichkeiten für das iPad im Praxisalltag? Mein erster Gedanke war naheliegend – Der Einsatz als mobiler Dicom-Viewer.
Die besten Apps für die Arztpraxis
Die momentan beste App hierfür ist meiner Meinung nach eindeutig Osirix HD. Osirix kennt der ein oder andere vielleicht schon als open-source Dicom-Viewer für Mac OS. Im Gegensatz zur kostenlosen Mac Version ist die App mit momentan 23,99 € zwar nicht ganz günstig, unterm Strich ist sie ihr Geld aber wert. Schon allein das aufgeweckte Gesicht der Patienten, denen man Röntgenbilder via iPad präsentiert, rechtfertigt den Preis. Um hier keine Missverständnisse zu schaffen: Osirix HD ist als Dicom-Viewer sicherlich noch nicht ganz ausgereift – So ist es zunächst nicht als Diagnose-Tool zugelassen. Ausserdem lassen sich Bilder in maximal 1024×1024 Pixel anzeigen, darüber hinaus lässt sich das Volumen nicht dreidimensional scrollen (lediglich im- und gegen den Uhrzeigersinn). Ich gehe aber davon aus, dass sich das mit folgenden Updates und neuen iPad Versionen (mehr Rechenleistung) ändern wird. Nichtsdestotrotz ein nettes Gimmick, das Patienten und somit auch mich immer wieder freut.
Eine weitere praktische App aus meiner Sicht ist Dictamus. Analoge Diktiergeräte haben bei mir schon länger ausgedient – aber seit dem iPad hab Ich jetzt auch mein digitales in die Tonne getreten. Das tolle an Diktamus ist für mich, das Ich direkte Sende- und Cloudfunktionen habe. Ich lade die Diktate zum Beispiel immer direkt in die DropBox hoch (in meinen Augen die beste und flexibelste Cloud App – und obendrein kostenlos). Von dort können meine Mitarbeiter dann direkt auf die Audiodateien zugreifen, egal an welchem Rechner, und diese übertragen. Für einen kompletten Workflow – damit ist das Weiterleiten von Diktaten gemeint, um in eine Schriftform zu bringen, sollte unbedingt auch Frisbee Smart 2 erwähnt werden. Als App des Monats wurde sie gekürt, da der Nutzer die Möglichkeit hat, die hochqualitative Diktier- und Transkriptions-Workflow-Anwendung Frisbee auf dem eigenen mobilen Gerät zu nutzen. Ich kann meine Diktate aufzeichnen und zur Abschrift versenden – alles aus einer benutzerfreundlichen Anwendung heraus.
Für reguläre EDV Tätigkeiten sehe ich das iPad derzeit als nicht sinnvoll an, da die Tastatur für ausgiebigere Schreibarbeiten und speziell für die verschiedenen F-Tastenkombinationen einfach nicht gemacht ist. Weitere tolle Apps finden sich hier
Was taugt das iPad sonst noch in der Praxis
Nachdem mein iPad für mich privat als „Reader“ und „Surfmaschine“ fast nicht mehr wegzudenken ist, bin ich drauf und dran 2-3 iPads für mein Wartezimmer zu beschaffen. Dabei ist nicht nur ein Vorteil, dass somit wirklich für jeden erwachsenen Patienten etwas dabei ist, womit er sich die Wartezeit vertreiben kann. Auch das ein oder andere Kinderspielzeug (iPad und iPhone Programme für Eltern und Kinder gibt es ja mittlerweile genug) und Zeitungs-Abo kann ich mir damit vermutlich auf Dauer sparen. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht die meisten zukünftigen Behandlungen aus Streit resultieren 😉
Die Apps aus diesem Artikel zusammengefasst
Osirix HD:
[appext 419227089]
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Dictamus – Diktieren & Senden:
[appext 305870342]
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Dropbox:
[appext 327630330]
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Frisbee Smart 2 von me2me AG
[appext 465665978]
Sehr netter Beitrag. Die unterschiedlichen Berufsgruppen müssen eben auch planen, wie sie technische Hilfsmittel sinnvoll einsetzen können. Ähnlich wieder der Beitrag mit der Zahnarztpraxis von Dirk. Bitte mehr solcher Anwendungsbeispiele, wenn ihr habt. Danke, Jonas.
Du speicherst nicht wirklich Diktate oder andere Unterlagen mit Patientendaten unverschlüsselt in der Dropbox? *grussel*
Das wäre für mich ein Grund den Arzt zu wechseln.
Ausserdem Frage ich mich, wie das mit deutschem Datenschutzrecht vereinbar ist?
Der öffentliche Dienst ( Behörden) dürfen aus diesem Grund keine Cloud-Dienste nutzen, deren Server nicht in Europa stehen.
Hallo Holger,
Das hast du natürlich recht. Das geht so nicht – hätte Ich vllt dazu sagen sollen.
Erstensmal ist meine Dropbox natürlich nicht „öffentlich“. Des weiteren verschlüssele Ich alle Daten dort mit TrueCrypt. Da sich dort nur Diktate befinden, die ohnehin zügig wieder aus der Cloud entfernt werden (dient mir eigentlich nur der „Übertragung“), finde Ich das durchaus vertretbar.
lg Niklas
Könnt ihr bitte auch die kurz dargestellten Apps richtig testen – Danke.
Die Datenschutzbehörde wird sich freuen. Patientendaten bei Dripbox, das geht gar nicht.
http://www.juraforum.de/forum/datenschutzrecht/umgang-mit-medizinischen-studiendaten-patientendaten-408729